Auch dieses Mal hatte es die Fotoaufgabe wieder in sich und forderte uns heraus. Zwischen unseren Treffen lagen dieses Mal nur drei Wochen und so wurde es auch eine zeitlich sportliche Aufgabe. Im Gegensatz zur Fotoaufgabe Nr. 1 hingen wir aber nicht so sehr am gezeigten Beispiel.
Der technische Anteil der Fotoaufgabe bestand darin, die Kamera auf “Schwarzweiß” umzustellen und auf die Hell-Dunkel-Kontraste beim Fotografieren zu beachten.
Inhaltlich sollte ein eigenes oder fremdes Foto abfotografiert und ein Bestandteil des eigenen, neuen Fotos werden. Dabei wurde auf § 57 Urheberrechts-Gesetz verwiesen, dass wenn das fremde Foto ein “unwesentliches Beiwerk” der neuen eigenen Komposition ist, so sei eine öffentliche Wiedergabe unproblematisch. Das wusste ich noch nicht und die Frage nach dem Ermessensspielraum von “unwesentlich” lassen wir hier mal außen vor.

Patrick erzählte uns, dass er fast umgehend ein Foto von Henri Cartier-Bresson im Kopf hatte und streifte tagelang durch die Stadt um ein Geländer und einen Fahrradweg zu finden, der dem Ursprungsfoto ähnelte. Er wollte diese Aspekte aufgreifen. Letztendlich saß er geduldig in den Bremer Wallanlagen und hat in seinem Ergebnis den Fahrradfahrer aufgegriffen und das Geländer spiegelt sich in der Linienführung bei den Blumenbeeten wider. Patricks Beitrag überzeugte uns durch die konkrete, sehr kleinteilige Idee und den Aufwand eine entsprechende Location in Bremen zu finden.
Das Fotoergebnis mit einer sehr anspruchsvollen und dazu kompletten Erfüllung der Aufgaben machte Patrick für Matthias und mich zu einem würdigen Gewinner der zweiten Fotoaufgabe. Der Wanderpokal ging damit in neue Hände.

Matthias Ergebnis wurde kontrovers diskutiert. Er hatte sich ein Foto eines Tablets gesucht und ein Foto seines Moorknipsers in das Foto per Photoshop eingearbeitet.
Während Patrick das Ergebnis “genial” fand, war für mich die Aufgabe “nicht erfüllt”. Für mich war es kein eigenes, neues Foto sondern das Zusammenfügen zweier Fotos. Die Frage “Aufgabe erfüllt: ja / nein” wurde unter uns Dreien diskutiert. Schlussendlich interpretiert jeder die Aufgabe nach seiner Definition von Foto, von Kreation. Fest steht: es ist schwarzweiß und sein Moorknipser-Foto ist ein Bestandteil einer neuen Bildidee. Dazu hat Matthias neue Skills gelernt: er hat noch nicht so oft mit Adobe Photoshop gearbeitet.
Ich war durch Corona fast die ganze Bearbeitungszeit zumindest an die Wohnung gefesselt und auch fast 11 Tage lahm gelegt. Ich war froh, überhaupt ein Ergebnis präsentieren zu können.

Ich habe ein Foto von meinen noch grünen Tomaten gemacht, dies zu Hause ausgedruckt und den Ausdruck in meinen Blumenkasten gestellt. Da es auf Normalpapier gedruckt wurde, scheint das Gegenlicht teilweise durch das Foto und Teile des Blattwerks zeichnen sich deutlich ab.
Auch hier wurde diskutiert. Grundsätzlich ist die Aufgabe erfüllt, aber die Frage “Warum sollte man es so fotografieren?” stand im Raum. Fazit: es hat etwas künstlerisches, aber es ist kein sinngebendes Motiv.
Am Abend hatte ich daran zu knabbern, weil ich das Bild als stimmig empfand und stolz darauf war, wie sich die Tomaten durch das durchscheinende Papier in die Blumen integrierten. Jetzt, wo ich diesen Artikel schreibe: es stimmt. Warum sollte jemand ein Foto von Tomaten in einen Blumenkasten stellen und es fotografieren? Nun ja: um eine Aufgabe zu erfüllen, aber wirklich schlüssig ist meine Komposition nicht. Ich mag das Ergebnis aber trotzdem gerne anschauen.
Was für eine Bandbreite der Gefühle! Genau dafür ist die Fotogruppe gedacht: kreativer Input, seine Denkstrukturen überdenken, neue und andere Blickwinkel kennen- und schätzen lernen.